Rettungshundearbeit

Rettungshundearbeit

Als Rettungshund (auch Suchhund) wird ein speziell ausgebildeter Haushund bezeichnet, der eine Rettungshundeprüfung erfolgreich absolviert hat; diese Prüfung setzt i. d. R. eine ebenfalls erfolgreich abgeschlossene Begleithundeprüfung voraus.

Ein Rettungshund arbeitet immer mit seinem Hundeführer (dem Rettungshundeführer, RHF) zusammen im Team (das Rettungshundeteam, RHT). Eine organisierte Einheit von mehreren Teams wird als Rettungshundestaffel (RHS), Rettungshundezug (RHZ), Schnelleinsatzgruppe Rettungshunde (SEG-RH), biologische Ortung (THW) und Facheinheit Rettungshunde-Ortungstechnik (RHOT) (Feuerwehr) bezeichnet. Auch die Bezeichnung Suchhundstaffel ist üblich. Solche Einheiten werden ausgebildet, geprüft und eingesetzt von verschiedenen Hilfs- und Rettungsorganisationen wie ASB, Bundesverband Rettungshunde e. V. (BRH), Bundesverband zertifizierter Rettungshundestaffeln (BZRH), Deutscher Rettungshundeverein (DRV), Deutsches Rotes Kreuz, Johannitern, Maltesern, Technisches Hilfswerk, aber auch bei der Feuerwehr, der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und in privaten Staffeln. 

Einsatzschwerpunkte 

Aufgrund des gut ausgeprägten Geruchssinnes des Hundes ist es möglich, mit relativ wenig Personal (=Rettungshundeteams) ein relativ großes Gebiet in ausreichend kurzer Zeit abzusuchen.

Neben den „klassischen“ Einsätzen bei der Suche nach Verschütteten, z. B. nach Erdbeben oder Lawinenabgängen, werden Rettungshunde auch bei der Suche nach einzelnen vermissten Personen eingesetzt.

Flächensuche

Bei der Flächensuche muss das Team im unwegsamen Gelände oder in großen Waldflächen auch nach vermissten Personen suchen und für diese medizinische Hilfe in die Wege leiten. Die Hunde werden dabei so ausgebildet, dass sie ein Gelände auf menschliche Witterung hin durchstöbern. Von den Hunden müssen dabei Personen angezeigt werden, die sitzen, kauern, liegen oder laufen. Der Hund hat dabei drei Anzeigemöglichkeiten in der Fläche:

Beim Verbellen bellt der Rettungshund so lange bei der gefundenen Person, bis sein Führer bei ihm ist; beim Bringseln nimmt der Hund an der gefundenen Person ein so genanntes Bringsel auf, läuft zu seinem Hundeführer zurück und führt diesen zu der Person; beim Freiverweisen hat der Hund kein Bringsel, sondern führt seinen Hundeführer durch Pendeln zwischen Opfer und Hundeführer an. 

Typische Einsätze sind beispielsweise die Suche nach vermissten Kindern oder verwirrten älteren Personen. Rettungshundestaffeln werden jedoch in der Regel nicht bei einem vermuteten Verbrechen (z. B. Suche nach einem Mordopfer) eingesetzt.

Trümmersuche

Die Arbeit als Trümmersuchhund (auch Trümmerhund) zählt zu den schwierigsten Formen der Rettungshundearbeit; der Katastrophenhund muss die menschliche Witterung aus einer Vielzahl anderer Gerüche herausfiltern und Opfer auffinden, die unter meterdicken Trümmerschichten begraben sein können; der Hund zeigt seinen Fund dann durch Verbellen oder Scharren an. Um Fehler zu vermeiden wird die Suche wenn möglich mit einem zweiten Hund wiederholt. Einsätze in ausländischen Katastrophengebieten erfordern eine außerordentlich hohe Disziplin und Belastbarkeit von Hund und Führer; viele ausgezeichnete Rettungshundeteams eignen sich nicht für diese Arbeit. Typische Einsätze finden beispielsweise statt nach Gasexplosionen oder in Erdbebenkrisengebieten.

Lawinensuche

Nach dem Abgang von Lawinen verschüttete Personen können durch Lawinensuchhundeteams unter dem Schnee gesucht werden. Trotz des technischen Fortschrittes durch Geräte wie z. B. LVS oder RECCO sind Lawinenhunde manchmal die einzige und (dann) auch die beste Möglichkeit Verschüttete schnellstmöglich zu orten. Deshalb absolvieren Lawinenhundeteams mancherorts in den Wintermonaten täglich Bereitschaftsdienste, damit im Ernstfall immer 1–2 Teams umgehend auf den Lawinenkegel geflogen werden können. Diese Art der Sucharbeit ist für Hund und Führer sehr aufwendig und belastend. Da er als einer der Ersten am Einsatzort eintrifft, muss der Hundeführer über umfangreiche Kenntnisse in Abklärung, Gefahreneinschätzung und Einsatzabläufen verfügen. Der Hund darf sich nicht von anderen Hunden, Sondierketten, LVS-Suchteams und anderen störenden Einflüssen ablenken lassen. Lawinensuchhundeteams sind in Deutschland nicht in Rettungshundestaffeln organisiert, sondern gehören meist der Bergwacht an und haben sich spezialisiert.

Wasserrettung

Bei der Wasserrettung werden häufig so genannte „Wasserhunde“, wie Landseer eingesetzt, aber auch viele andere Rassen sind geeignet. Die Hunde schwimmen dabei in einem speziellen Geschirr zum Opfer und bieten ihre Hilfe an, das Opfer kann sich dann am Geschirr festhalten und sich ziehen lassen. Ist das Opfer bewusstlos, fasst der Hund den Arm oder die Hand der Person und zieht sie an Land. Eine weitere Variation kann das Heranbringen eines Rettungsschwimmers sein, der die Person erstversorgt und sich dann, zusammen, vom Hund ans Ufer bringen lässt. Das setzt aber voraus, dass das Team vor Ort ist, wodurch das Einsatzspektrum eingeschränkt ist.

Mantrailing

Das Mantrailing ist ein Spezialgebiet des Rettungshundewesens. Im Gegensatz zum Fährtensuchhund, folgt der Hund nicht Bodenverletzungen, sondern dem Individualgeruch eines bestimmten Menschen. Die Suche beginnt an dem letzten vermuteten Aufenthaltsort der Person, bevor diese verschwand. Dem Mantrailer wird an dieser sogenannten Abgangsstelle ein Geruchsgegenstand angeboten (z. B. von der vermissten Person getragene Wäsche). Daraufhin verfolgt der Mantrailer die Spur, egal ob in der Großstadt oder auf dem Land. Mantrailing wird zurzeit in Deutschland zunehmend populär, jedoch gibt es in Deutschland kaum erfahrene Ausbilder und es werden erst wenige Hunde im Ernstfall eingesetzt.

Leichensuche 

Auch dieses Fachgebiet ist keine originäre Rettungshundearbeit (Rettung = Wiederherstellen und Stabilisieren der vitalen Funktionen eines Lebewesens). Leichensuche soll im Allgemeinen eine rein forensische Tätigkeit sein. Das heißt, die Leichensuche dient ausschließlich der Aufklärung von Straftaten. Dieses ist aber nicht richtig. Alle Angehörigen eines Opfers haben das Recht, es auch zu beerdigen und das Recht sich verabschieden zu können. Auch bei Suiziden, bei denen der Einsatz von Rettungshunden vermutlich zu spät käme (um zu retten), ist der Einsatz von Leichensuchhunden sicherlich sinnvoll. Des Weiteren dient die Leichensuche auch dem Gesundheitsschutz in Katastrophengebieten, da sich mit jeder nicht gefundenen Leiche die Seuchengefahr erhöht. Leichensuche in Deutschland wird nur von der Polizei und sehr wenigen Privaten betrieben.

Wasserortung

Taucher und Rettungskräfte stehen bei einem Ertrunkenenfall immer wieder vor den gleichen Schwierigkeiten: mit relativ wenigen zur Verfügung stehenden Kräften muss ein Gebiet abgesucht werden, das – wenn überhaupt – meist nur sehr vage von Augenzeugen beschrieben werden kann. Zudem steht ihnen für die Arbeit unter Wasser hierfür nur ein begrenzter Zeitraum zur Verfügung.

Die Wasserortung (Wassersuche) ist eine Form der Leichensuche und gehört somit nicht direkt zur Rettungshundearbeit. Wasserortungshunde suchen schwimmend oder vom Boot aus nach menschlichem Geruch, der aus dem Wasser aufsteigt. Dabei sind bereits Ortungstiefen von 50 und mehr Metern beschrieben worden. Es liegt in der Natur der Sache, dass Wasserortungsteams nicht in den ersten Minuten nach einem Unfall eingesetzt werden können (Alarm- und Anrückzeit), deshalb wird meistens nur tot gefunden.

Anforderungen

Grundsätzlich ist jeder gesunde, menschenfreundliche und aufgeschlossene Hund geeignet für die Arbeit als Rettungshund. Folgende spezielle Anforderungen gelten:

Anforderungen an den Rettungshundeführer

Hoher Zeitaufwand: Der Rettungshundeführer muss viel Freizeit und Engagement einbringen; die Rettungshundearbeit ist daher nur bedingt geeignet für regulär Werktätige. Allein die Ausbildung und das regelmäßige Training können bis zu 12 Stunden pro Woche in Anspruch nehmen. Je nach Verband ist die Teilnahme an Rettungsaktionen in einem gewissen Rahmen freiwillig, es gilt jedoch i. d. R. als unerwünscht, sich und seinen Hund ausbilden zu lassen und dann nicht an Einsätzen teilzunehmen.

Anspruch: Der Rettungshundeführer muss Interesse an einer sinnvollen Aufgabe mitbringen, die er gemeinsam mit seinem Hund ausführt; die Rettungshundearbeit ist primär eine meist ehrenamtliche Hilfs- und Rettungstätigkeit, kein Hundesport um das Tier zu beschäftigen.

Körperliche und geistige Voraussetzungen: Der Rettungshundeführer muss sowohl körperlich als auch geistig fit und leistungsbereit sein; das schließt leider bis zu einem gewissen Grad der Belastung sehr junge und sehr alte Hundeführer aus. Der Hundehalter muss darüber hinaus ein hohes Verantwortungsbewusstsein für seine Arbeit mitbringen.

Alter: Voraussetzung für die Teilnahme an Einsätzen eines Rettungshundezuges ist die grundsätzlich die Volljährigkeit, also die Vollendung des 18. Lebensjahrs. Unter Berücksichtigung der typischen Ausbildungsdauer eines Rettungshundeteams (ca. zwei Jahre) werden aktive Mitglieder in der Regel ab dem vollendeten 16. Lebensjahr aufgenommen.

Anforderungen an den Hund

Alter: Der Hund sollte bei Ausbildungsbeginn idealerweise 6–12 Monate alt sein. (maximal etwa zwei Jahre)

Wesen: Erwartet wird vom Hund die so genannte Wesensfestigkeit; das Tier darf keine Aggression oder extreme Ängstlichkeit gegen Menschen oder Tiere zeigen.

Körperliche Voraussetzungen: Der Hund sollte eine mittlere Größe und ein nicht zu hohes Körpergewicht aufweisen.

Hunderassen: Den typischen Rettungshund gibt es nicht. Geeignet sind grundsätzlich alle leistungswilligen und leistungsstarken, aufgeschlossenen und nicht zu schweren Hunde, wenn sie körperliche Gesundheit, Gewandtheit, Nervenstärke, Lernfreude sowie Freundlichkeit gegenüber Menschen und Artgenossen mitbringen. Am häufigsten werden Gebrauchshunderassen eingesetzt, dies ist aber keine zwingende Voraussetzung. Sehr kleine (z. B. Yorkshire-Terrier) oder sehr große Rassen (z. B. Deutsche Doggen) sind keine typischen Rettungshunde, die Rasse oder Körpergröße ist jedoch bei den meisten Hundestaffeln kein explizites Ausschlusskriterium. Auch beispielsweise die als schwer erziehbar geltende nordische Hunderasse der Samoyeden kann unter einem konsequenten Rettungshundeführer erfolgreich als Rettungshund eingesetzt werden.

Anforderungen für Auslandseinsätze

Für die Koordination von Einsatzgruppen für Auslandseinsätze bei Erdbeben ist UN-OCHA , das Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten der Vereinten Nationen – United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs zuständig. Die Einsatzgruppen sind logistisch unabhängig (Suche, Rettung, Bergung, Medizin, Logistik) und werden nach den Richtlinien des UN-OCHA ausgebildet und überprüft. Grundlegend dazu sind die INSARAG-Guidelines der International Search And Rescue Advisory Group[3][4] der Vereinten Nationen, die die offiziellen Hilfsteams zertifiziert.

Diese Richtlinien (s. o.) sind für alle Einheiten weltweit gleich und werden regelmäßig überprüft. Zugelassene Einheiten aus der Bundesrepublik Deutschland sind:

USAR GERMANY – Urban Search And Rescue Germany – Task-Force Germany Deutsche Erdbebenrettung e. V.

ISAR GERMANY – International Search And Rescue Germany e. V.

THW SEEBA – Technisches Hilfswerk Deutschland (Federal Agency/Bundesagentur)

BRH – Bundesverband für das Rettungshundewesen e. V.

Fast alle europäischen Länder stellen mindestens eine dieser UN-akkreditierten Kompletteinheiten (UN-OCHA-INSARAG-Task-Forces), die aktuell akkreditierten internationalen Einheiten können über die UN abgefragt werden. Die „Guidelines“ sollen möglichst effektive Hilfe gewährleisten – helfen, keinerlei Spendengelder zu verschwenden, die Teammitglieder vor Überforderung zu schützen (im Rahmen der Fürsorgepflicht) und Katastrophentourismus zu vermeiden.

Ausbildung

Schnuppertraining

Die Rettungshundeausbildung beginnt in der Regel mit einem so genannten Schnuppertraining, bei dem sich Ausbilder und Team kennenlernen; der Hundeführer kann hier prüfen, ob er und sein Tier für die Arbeit als Rettungshundeteam geeignet ist. Einige Vereine bieten hierfür spezielle kostenpflichtige Kurse mit etwa fünf Terminen an, bei anderen Staffeln nimmt das neue Team gleich am regulären Training teil. Meist werden der Ausbildungsaufbau und die Ausbildungssystematik separat erläutert.

Grundausbildung

Die Ausbildung selbst enthält eine Reihe von Ausbildungsinhalten für Hund und Halter: 

Die Grundausbildung des Hundes umfasst folgende Schwerpunkte:

  • Geländegängigkeit: Begehen von glatten und beweglichen Untergründen wie beispielsweise Schutt, Geröll, Blech, Gitterrosten, Komposthaufen, Glas usw.
  • Gerätearbeit: Waagerechtes und schräges Begehen von Leitern, Durchkriechen von Röhren, Überqueren einer Wippe usw.
  • Gehorsamsarbeit: Fußgehen angeleint und frei, „Sitz“, „Platz, Steh, Tragen des Hundes“, zuverlässiges Heranrufen des Hundes, Ablegen unter Ablenkung, Voraussenden usw.
  • Anzeigeübungen: Verbellen, Bringseln, Rückverweisen, Scharren.
  • Sucharbeit: Flächensuche und Trümmersuche.

Die Ausbildung zum Rettungshundeführer umfasst folgende Schwerpunkte:

Die Arbeit in und mit der Staffel erfordert grundsätzlich ausgeprägten Teamgeist, Ausgeglichenheit, gute Kondition, Einsatzbereitschaft im Ernstfall und regelmäßiges Training mit dem Hund, um die Leistungsfähigkeit auf dem erforderlichen hohem Stand zu halten.

  • Sanitätsdienst-Ausbildung
  • Erste Hilfe am Menschen und Hund
  • Organisation und Einsatztaktik
  • Karten- und Kompasskunde
  • Statik, Trümmerkunde und Bergung
  • Grundwissen Kynologie
  • Lagebeurteilung
  • Sprechfunkverkehr
  • Suchtechnik des Hundes
  • Sicherheit im Einsatz

Probezeit

Die Probezeit beträgt in der Regel sechs Monate; sie dient sowohl dazu, dass sich der angehende Rettungshundeführer noch einmal den erheblichen Zeitaufwand für die Ausbildung verdeutlicht und die ausbildende Rettungshundestaffel sich über den neuen Hundeführer und Hund einen Eindruck verschaffen kann.

Nach Ablauf der Probezeit müssen Hund und Hundeführer einen Eignungstest ablegen. Bestehen beide Teile des Teams den Test, wird der Hundeführer in die Rettungshundestaffel aufgenommen. Je nach ausbildender Einrichtung verpflichtet er sich mehr oder minder verbindlich, mit seinem Hund für Einsätze der Rettungshundestaffel zur Verfügung zu stehen. Bereits in der Zeit der Ausbildung sind Einsätze als Helfer möglich.

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