Kennt ihr das? Solche Spaziergänge bei denen man denkt: „Das kann doch gar nicht wahr sein?“ Genau so einen Spaziergang hab ich letztens erleben müssen – mit dabei, meine allerliebsten Lieblingsfeinde: Die Flexileinen.
Generell habe ich nichts gegen Flexi- oder Rollleinen, vorausgesetzt sie sind richtig eingesetzt. Aber dazu später, denn ich wollte ja von unserem Spaziergang berichten.
Wir waren auf einer schönen Stecke unterwegs, wo Hunde frei laufen dürfen – da Mila nicht im Training war und sich mit anderen Hunden gut versteht, war sie ganz leinenlos. Auf dem langen Weg vor uns, entdecke ich eine Person mit einem großen Hund, da der Hund einige Meter vom Besitzer entfernt herumbutschert bleibt Mila im Freilauf und eine entspannte Kontaktaufnahme kann stattfinden – oder halt auch nicht.
Die beiden Hunde entscheiden sich für eine Kontaktaufnahme. Beide laufen ein paar Meter vor und treffen sich in der Mitte, um gleich in wildes Getobe zu verfallen. Der Spielspaß hält jedoch nicht lange an, denn schnell hat sich Mila in die nahezu unsichtbare Flexileine des großen Hundes verwickelt und versucht panisch sich zu befreien. Der immer noch spielfreudige große Hund – der sich als Labbi identifizieren ließ – machte das Ganze nicht besser.
Während Herrchen gut 2 Meter abseits stand und brummelte „Luna, nicht so wiiild..“ versuchte ich mein panisches Hundekind aus der dünnen Nylonschnur zu befreien – mit dem Resultat, dass die glückliche Luna (Heeey, ein Meeensch, toooll..) mich auch noch in den Knoten aufnahm. Erst nachdem ich langsam Striemen an den Waden bekam und mir die Hutschnur platzte, ließ der Herr mal den blöden Griff der Leine los, sodass wir uns entheddern konnten. Dass meine Laune (und die des Hundekindes) danach auf dem Nullpunkt waren, brauch ich glaub ich nicht zu erwähnen, oder?
Unsere zweite Erfahrung ist gar nicht unsere, sondern ist so ähnlich einer guten Bekannten von uns passiert -, aber mindestens genauso lehrreich. Die Bekannte, nennen wir sie Laura, war mit ihrem Rüden „Max“ unterwegs. Der etwas schlecht gelaunte Hundemann musste an der Leine bleiben, weil er ein Problem mit anderen Hunden hat. Ihr entgegen kommt eine Dame auf dem Rad, einen großer Schäferhund entspannt nebenher trabend. Während meine Bekannte noch überlegt, ob das komische Ding das die Dame in der Hand hält, der Griff einer Flexileine ist, ist es auch schon passiert. Der Schäferhund sieht den Max, rennt los – und reißt dabei die Dame vom Fahrrad. Zum Glück ist diese so geistesgegenwärtig den Gegenstand, der sich tatsächlich als Griff einer Flexileine entpuppte, festzuhalten. Es mag nun ein Materialfehler gewesen sein oder schlichtweg das Kampfgewicht des plüschigen Riesen, dass die dünne Nylonschnur überfordert hat: Die Leine hat ihren Geist aufgegeben und unsere Laura stand plötzlich inmitten zweier ausrastender Hunde. Die Situation ist zum Glück für alle Seiten glimpflich ausgegangen, aber ein perfektes mahnendes Beispiel.
Aber: Wann macht eine Flexileine denn nun Sinn – und wann nicht? Und wozu eigentlich dieser Stop-Knopf?
Zunächst der Stop-Knopf: Ja, es gibt ihn wirklich. Der sorgt dafür, dass der Hund nur einen begrenzten Leinenspielraum hat und nicht die vollen 3, 5, 8 oder 10 Meter. Ist immer dann wichtig, wenn euer Hund bei euch bleiben soll – nämlich überall, wo Hundekontakt nicht erwünscht ist. Zum Beispiel bei Leinenbegegnungen, an öffentlichen Plätzen oder bei fremden Menschen.
Und wann macht eine Flexi-Leine Sinn?
In meinen Augen macht eine Flexileine nur dann Sinn, wenn dem Hund Freilauf gewährt werden soll, es aber aus irgendeinem Grund sonst nicht möglich ist. (Rettungsanker im Gebirge, Nachts etc.) Wir benutzen z.b. eine 8m Flexi im Wald – Mila könnte dort frei laufen, da wir aber Wild aufscheuchen könnten, gehe ich auf Nummer sicher. Einen Rückruf gibt es trotzdem – die Flexileine ist keine „tschuup-ich-angel-meinen-Hund“-Leine.
Womit wir bei den Situationen sind, die meiner Meinung nach kein guter Ort für eine Flexi-Leine sind. An Klein(st)hunden, die nicht auf den Rückruf hören aber uuuunbedingt „Freilauf“ haben sollen. Trainieren, Trainieren, Trainieren! An Welpen, denn diese lernen dadurch schon ganz früh: Wenn ich ziehe, geht es vorran. Gerade bei großwerdenden Hunden kann das später echt für Probleme sorgen. Und – mir ganz wichtig – am Fahrrad. Es gibt deutlich bessere Methoden.
Wenn es dann aber doch die Flexi sein soll – worauf achte ich?
Wie wir am obigen Beispiel gesehen haben: Darauf, dass die Flexileine auch für das Gewicht des Hundes ausgelegt ist. Für große Hunde gibt es extra Gurtbandleinen. Bitte(!) entscheide dich für eine Flexileine, die gut sichtbar ist, denn ansonsten kann es für Radfahrer eine gefährliche Stolperfalle werden. Es gibt tolle Flexileinen in verschiedenen Neonfarben. Benutze den Stop-Knopf und verhindere „Verknotungen“. Das kann sonst böse Brand- und Schnittwunden geben. Und bitte halte die Flexileine so, dass man wenigstens den Griff halbwegs erkennen kann – nicht wie der Herr, der uns entgegen kam. Im Idealfall kommt die Flexi-Leine nur in Kombination mit Geschirr zum Einsatz, denn der dauerhafte Zug ist nicht sonderlich gesund für den armen Hundehals.
Ich hoffe, ich konnte einigen Menschen mit diesem kleinen „Einblick“ die Augen öffnen.
Bis bald,
Kaddie und Mila