Eins vorweg: Ich berichte hier nur und ausschließlich aus meiner ganz persönlichen Erfahrung. Ich möchte niemanden von meiner Meinung „überzeugen“, sondern lediglich berichten, was ich in den letzten 12 Wochen so erleben durfte. Dieser Artikel beansprucht weder die „ganze Wahrheit“ für sich, noch berücksichtigt er die Regeln der Objektivität.
Wir fahren (bestimmt 4x die Woche) zu einer nahegelegenen und eingezäunten Hundeauslaufzone und gönnen uns und der Lütten, einen ausgedehnten Spaziergang mit integrierter Spiel- und Übungszeit.
Unsere (nicht mehr ganz so kleine) Peanut ist eigentlich ein, etwas aus der Form geratener, Windhund, so muss man zumindest vermuten, wenn man sie lossprinten sieht. Schnell, wendig und ausdauernd ist sie unsere angehende Weltmeisterin, im Haken schlagen. Bringt damit aber sämtliche Hunde aus dem Konzept, wenn sie an Stelle einer Begrüßung, sofort dazu übergeht, die neue Bekanntschaft zu einer Verfolgungsjagd, á la Cobra 11, zu animieren
Dabei berührt sie den anderen Hund nicht einmal, sie stürmt einfach endlos im Kreis, um den anderen rum und setzt immer wieder zur Flucht an. Manch einer reagiert letztendlich frustriert, wenn er statt mal schnüffeln zu dürfen, sofort und ohne Einverständnis in Peanuts Achterbahn gerät oder sich sogar mitreißen lässt, aber auch nach minutenlanger Verfolgung immer nur das letzte Ende der Schwanzspitze meiner Hündin erkennen kann. Spätestens dann, wird der ein oder andere zickig und versucht sie mit rabiateren Mitteln zum Stoppen zu bewegen. (Weg abschneiden, zwicken etc.) Jetzt mal ehrlich, wer wird auch schon gerne vorgeführt, von so einer kleinen frechen Göre?
Wirklich ernsthafte Probleme, ergaben sich bisher nicht, aus solchen Situationen, aber so richtig toll, finde ich diese Art der Kontaktaufnahme allerdings auch nicht. Noch fällt das unter jugendlichen Leichtsinn, wir arbeiten allerdings mit Hochdruck daran, ein bisschen mehr Entspannung in solche Begegnungen zu bringen.
...mit Panikattacken?
Vor allem, weil meine junge Hündin alles andere als selbstbewusst auftritt, bei Begegnungen auch häufig den Schwanz einzieht und ich das Gefühl bekomme, ihr Gerenne ist in manchen Situationen weniger Spiel, als viel eher Vermeidungstaktik. Vor allem dominante Hunde erkennen ihre Schwäche sofort und finden somit in ihr ein überaus beliebtes Mobbingopfer. Vor allem wenn wir einem Rudel begegnen, gehen die dominanteren schnell dazu über, meinen Wirbelwind einzukesseln. Wenn Peanut dann mit eingeklemmten Schwanz dort sitzt und statt freudig begrüßt oder schlicht akzeptiert zu werden, gezwickt und angeknurrt wird, bin ich immer sehr hin- und hergerissen. Peanut reagiert meiner Meinung nach, für einen jungen Hund (8 Monate) angemessen und zeigt sich unterwürfig und defensiv, womit die Frage: „Wer ist hier der Boss?“ eigentlich relativ schnell geklärt sein müsste. Eingreifen muss ich aber dann doch regelmäßig, da das Gezwicke und Gemobbe, dann erst so richtig losgeht. Ich möchte betonen, dass das wirklich nur bei sehr dominanten Hunden passiert. Wir haben sehr viele unkomplizierte und nette Kontakte mit anderen Hunden, der Hauptteil unserer Spaziergänge verläuft absolut friedlich, auch wenn ihr grundsätzlich etwas mehr Selbstbewusstsein gut tun würde. Und selbst bei dem Großteil der dominanteren Fellnasen, sind die Halter meist zumindest bemüht, ihren kleinen Rambo zu bändigen. Leider ist das nun mal nicht immer der Fall und manche Hundebesitzer sind so ignorant, wie ihre Hunde dominant.
Nicht selten stelle ich mich dann also, mit möglichst breiten Schultern und unter den verdutzten Blicken der anderen Hundehalter , zwischen meinen und den anderen Hund, gebe dabei ein möglichst bestimmtes „Geh ab“ oder „Stopp“ von mir und unterbinde die weitere Kontaktaufnahme. Ich gebe zu, das sieht bestimmt extrem bescheuert aus, wenn ich mich im Halbkreis, um meine eingeschüchterte und angsterstarrte Hündin rumbewege und dem anderen Hund zu verstehen gebe, er müsse erst an mir vorbei, um sein neues Hobby fortzusetzen. Komischerweise kommen die betroffenen Hunde, mit meiner Gestik sehr viel besser zurecht (sie lassen von ihr ab) als ihre Besitzer. Nicht selten, kassier ich tödliche Blicke, weil ich ihrem Liebling ihr neues Kauspielzeug (in Form meines Hundes) vorenthalte, oder weil ich überhaupt gewagt habe, ihrem Hund eine Ansage zu machen. Theoretisch wäre mir auch lieber gewesen, sie hätten es selbst getan. („Oooch, nich so dolle, Tyson… “ in seinen Bart zu nuscheln, zählt nicht!)
Während der Vierbeiner sich gelangweilt trollt und nach neuer Beschäftigung sucht, hängen mir gefühlt noch lange die Blicke des Herrchens/Frauchens im Nacken. Oft versuche ich es mit einem entschärfenden Lächeln Richtung Besitzer und erkläre, dass meine Hündin einfach noch so ängstlich ist, dass sie in manchen Situationen meine Hilfe braucht. (Nein, es liegt nicht an ihrem süßen Knubbel, der sich dort hinten grade die Reste eines Yorkshire Terriers aus den Zähnen puhlt.) Quatsch, im ernst, das Verhalten meiner Hündin animiert anscheinend andere Hunde dazu, mit ihr „Schlitten zu fahren“, sonst würde es nicht ausgerechnet ihr ständig passieren.
Und um ehrlich zu sein, mir wäre es auch lieber, wenn Peanut sich endlich auch mal selber etwas gerade machen würde, ohne den Schwanz einzuklemmen, o.ä. Aber soweit ist sie halt doch noch nicht.
Ich bemerke, dass ihr Selbstbewusstsein von Woche zu Woche steigt, aber wir geraten noch relativ häufig in ähnliche Situationen. Es fällt mir äußerst schwer, dort, die für mich richtige Balance zu finden und noch sehr lange wird es dauern, bis ich mir dabei nicht mehr dämlich vorkomme, ich hatte früher nämlich auch einen komplett angstresistenten Jack Russell Terrier, um dessen Selbstbewusstsein ich mir nie Sorgen machen musste. Da hätte ich vermutlich auch nur Lächeln, für solche Aktionen über gehabt, wer weiß. Ich entscheide jedenfalls von Situation zu Situation unterschiedlich und greife möglichst spät ins Geschehen ein, aber spätestens wenn Peanut anfängt hinter mir Schutz zu suchen, nehme ich sie aus der Situation. Ich glaube daran, dass sie nur so Vertrauen zu mir und meinem Handeln aufbauen kann. Manche mögen meinen, ich „verweichliche“ damit den Hund und bestätige damit erst ihr Angstverhalten. Ich hingegen, nehme sie zunehmend lockerer und mutiger im Umgang, mit anderen Hunden, wahr, weil sie sich darauf verlassen kann, dass ich im Notfall hinter, pardon… ich meine, VOR ihr stehe.
Eure Tine & die immer mutiger werdende Peanut