Unsere Fellnasen glauben ganz fest an Karma und deshalb gibt es in Hundekreisen auch eine uralte, bedeutungsvolle Weisheit:
“Jeder Hund bekommt den Halter, den er verdient!”
Ebenso abwechslungsreich wie die Hunderassen, sind auch die verschiedenen Haltertypen, die ich euch in dieser Serie vorstellen möchte.
Heute stelle ich euch den Familienvater vor.
Der Familienvater
Eigentlich fing alles damit an, dass sein Bier plötzlich alkoholfrei wurde und das Brot ohne Gluten daherkam. Mit der Geburt der zweiten Tochter wurde er vollends zum Opfer des Matriarchats und begann, sich seinem Schicksal klaglos zu fügen.
Tiere gingen in dem schicken Einfamilienhaus pausenlos ein und aus. Täglich steht er vor dem Ergebnis der kurzen Begeisterung seiner liebreizenden Töchter. Hamster, Kaninchen, Katzen und ein Pony. Je größer die Tiere wurden, desto schwieriger wurde es für ihn deren Tod vorzutäuschen. Und jetzt noch ein Hund?
Seine Gattin wollte die Frucht ihrer Lenden glücklich sehen und folterte ihn mit stundenlangen Bittreden, die in der Androhung von Liebesentzug gipfelten. Das pausenlose piepen der WhatsApp-Nachrichten -”Du bist der tollste Papa der Welt”- kochten seinen Widerstandswillen schließlich weich. Rührend kümmerte sich sein Anhang zunächst um den ach so süßen Welpen. Der ausgewachsene Vierbeiner verlor dann aber doch schnell seinen Reiz.
Als Seriengewinner beim allmorgendlichen Motivations-Limbo (keiner kommt tiefer als Papa!) bleibt der Gassigang als Hauptgewinn natürlich an ihm hängen. Gassi ist für ihn Spazieren, nur halt mit Kacka. Jeden Morgen die selbe gelangweilte Runde. Für Hund und Herrchen ist das die Sternstunde der Trostlosigkeit. Aus Mitleid fordert der Hund sein Anhängsel schon lange nicht mehr zum Spiel auf.
Der Hund hat sich an diesen ferngesteuerten Humanoiden hinter sich gewöhnt und zwischenzeitlich in der Abendschule auf Blindenhund umgesattelt. Mit stoischer Ruhe zieht er die blutleere Hülle hinter sich her und bringt das Familienoberhaupt sicher wieder nach Hause.
Während der Runde begrüßt der Familienvater den anderen Verlierer aus dem Haus an der Ecke mit einem flüchtigen “Hmhh”. Der schaut im Vorbeigehen auf den Boden vor sich zu seinem eigenen Hund und antwortet mit einem gelangweilten “Hmhh”. Sein Hund flüstert dem anderen entschuldigend zu: “Der, oder das Tierheim.”
Zu Hause angekommen steuert der Hund selbständig auf seinen Napf und das dazugehörige Futter, um Herrchen die Entscheidung leichter zu machen. Das mit dem Futter hat der bis heute nicht kapiert. Aus Sicherheitsgründen besteht der Hund auch darauf das Halsband mit seinem Namen zu tragen. Man weiß ja nie!
Beim nächsten Mal stelle ich euch den Besserwisser vor, der nie um einen ungefragten Rat verlegen ist.