Fast alle Hündinnen Besitzer kennen das Elend, das unsere vierbeinigen Damen mindestens einmal im Jahr ereilt: Die Läufigkeit. Dass nicht nur unsere Vierbeiner damit einige Schwierigkeiten haben können, sondern auch wir Zweibeiner, darf ich zurzeit am eigenen Leib erfahren.
Die anstrengende Zeit beginnt...
Mila gehört zum Glück zu den Hündinnen, die nur einmal im Jahr (alle 10–12 Monate nämlich) läufig werden und somit haben wir das ganze „Drama“ nicht z. B. schon alle 6 Monate, wie bei vielen anderen. Quasi zum Ausgleich gibt’s hier dann auch gleich das „volle Programm“: Bereits einige Wochen vor der Läufigkeit wird Mila unausstehlich, ist mit sich selbst und der Welt unzufrieden und quasi das hundifizierte PMS. Eine Woche vorher wird es dann nochmal schlimmer: Sie klebt quasi an meinem Freund und lässt niemand anderen – schon gar keine anderen Hündinnen, Gott bewahre – an ihn heran. Natürlich unterbinden wir all das sofort, aber trotzdem ist es furchtbar anstrengend.
Wenn es dann soweit ist, beginnt die wirklich stressige Zeit für uns beide. Madame Hund ist nämlich der Meinung, dass man das mit der „LÄUFIGkeit“ Wörtlich nehmen und weglaufen müsste. Da die Rüden es (dank meiner inzwischen geübten „Knie-Verhinderungs-Technik“) ja nicht auf die Reihe bekommen, will sie die Sache halt selbst in die Hand nehmen. Bedeutet für uns also: Leinenknast. Und dass über die gesamte Zeit der Läufigkeit, erstrecht in den Stehtagen.
Für uns ist es selbstverständlich, dass wir zu dieser Zeit Menschenansammlungen, öffentliche Plätze und soweit es geht auch U-Bahnen etc. meiden, denn gerade für „Unbehundete“ ist es nicht sonderlich schön, wenn ein Hund z. B. in der Einkaufspassage überall rote Flecken hinterlässt. Ganz zu schweigen davon, dass die meisten Hündinnen in der Läufigkeitsphase eh schon einen höheren Stresslevel haben und zumindest Mila tausendmal lieber in ihrer kuscheligen Auto-Höhle wartet, als sich durch Menschenmassen quetschen zu müssen. Während wir uns in der „bösen Zeit“ also die ab gelegensten Wiesen und Wälder ausgucken, damit wir bloß keinem anderen Hund begegnen, nehmen andere Hundebesitzer leider nicht so viel Rücksicht.
Das kann schief gehen...
Vor einem halben Jahr etwa, waren wir auf einer beliebten Freilauffläche unterwegs, Mila – so wie alle anderen sichtbaren Hunde – leinenlos. Es wurde gespielt, gerannt und geschnüffelt. Bis eine Dame mit Hündin an der Leine auf die Fläche kam. Da viele Menschen ihre Hunde erst ein paar Meter später ab leinten, dachte ich mir nichts dabei. Die Dame hatte allerdings nicht vor, ihre helle Mischlingshündin ab zu leinen, sondern versuchte schnellstmöglich an den Hunden vorbei zu kommen. Erst als sich dann die ersten Rüden, angelockt von der gut riechenden Hündin, um sie herum sammelten, teilte sie uns mit, dass ihre Hündin in den Stehtagen sei. Alle umstehenden reagierten schnell und sammelten ihre Hunde ein (ich staunte nicht schlecht, als einige ihre Rüden von der stehenden Hündin abrufen konnten) aber es kam, wie es kommen musste und auf Hundewiesen leider so oft der Fall ist: Zwei der Rüden waren „herrenlos“ und definitiv gewillt, auf die „Duftstoffe“ einzugehen. Scheinbar waren die zwei sich ihrer „Konkurrenz“ auch mehr als bewusst und wenige Augenblicke später wurde aus Zähne zeigen, Zähne benutzen. Gott sei Dank trollte sich einer der Beiden ziemlich zügig.
Erschrocken über den Kampf waren leider sowohl die Hündin als auch ihre Besitzerin schockiert erstarrt, so dass der verbliebene Rüde genug Zeit hatte, der Hündin auf die Pelle zu rücken. Als ich gerade auf halben Weg zum bedrängten Halter-Hund-Team war, tauchte Gott sei Dank der verschollene Besitzer auf, um seinen liebestollen Rüden von der Hündin wegzuzerren – nicht ohne lautstark vor sich hin zu pöbeln. Für die Dame und ihre Hündin war der Spaziergang ebenfalls zu Ende: Die mit der Situation vollkommen überforderte Hündin wollte sich keinen Zentimeter mehr bewegen und ließ sich nur mit sehr viel gutem Zureden und viel Bestechung zurück zum Parkplatz bewegen.
Rücksicht nehmen hilft allen
Natürlich muss es nicht so kommen, aber es gibt leider immer wieder – entschuldigt – Idioten, die ihrer Aufsichtspflicht nicht nachkommen – und wenn es dann passiert, und die Hündin geschwängert wird, bringt es uns auch nicht weiter, wenn wir sagen können „der hat aber nicht auf seinen Hund aufgepasst“. Zwar gibt es heutzutage auch die Pille-danach für den Hund, aber wenn wir unserem Vierbeiner dieses Hormonchaos ersparen können, indem wir irgendwo „abgelegen“ gehen, dann tun wir das doch einfach?
Selbst, wenn man mit läufiger Hündin nun nicht auf diesen Ernstfall trifft, birgt die „gutriechende Madame“ auf dem Hundeplatz gewisse Gefahren und Ärgernisse: Es gibt viele Hündinnen (inkl meiner eigenen) die überhaupt nicht freundlich auf läufige Hündinnen reagieren, schon gar nicht, wenn sie gerade mit „ihrem Rüden“ unterwegs sind. (Schließlich könnte die gutriechende Dame ja Konkurrenz für den eigenen „theoretischen Nachwuchs“ und das „fortbestehen der Familie“ sein, zumindest scheint Mila das zu denken…), weiterhin kenne ich einige Rüden, die ernsthaft leiden, wenn sie einer läufigen Hündin begegnen: Sabbern, zittern und Übelkeit sind da nur die kleinsten Probleme: Zum Teil wird tagelang nicht gefressen und nur apathisch gelitten. Und wie wir oben gesehen haben, bietet eine gutriechende Hündin u.U. auch gewaltig Konfliktpotential: Ressourcenverteidigung mal anders. Denn neben Nahrung und Schlaf ist Fortpflanzung ja nach wie vor eines der Grundbedürfnisse.
Mal ganz abgesehen davon, dass es für die Hündin zusätzlicher Stress ist: Frauchen ist gestresst, sobald ein anderer Hund auftaucht, aufdringliche Rüden in der Zeit vor den Stehtagen sind Stress und „nicht dürfen“ in den Stehtagen ist Stress. Ersparen wir unseren Mäusen doch den Ärger und fahren ein bisschen weiter, wo auch „kleine Tropfis“ ungestört herumstromern können – und Frauchen nicht bei jedem fremden Hund einen halben Herzkasper bekommt.
Auf der anderen Seite erwarte ich aber auch Rücksicht von Rüdenhaltern/Rüdenhalterinnen: Wenn ich mich mit meiner läufigen Hündin schon in die letzte entlegene Ecke fahre, um niemandem zu begegnen und dann doch mal einen Hund treffe, kann ich doch erwarten, dass dieser Hund nicht zu meinem gelassen wird, wenn sie an kurzer Leine und im „Fuß“ abseits des Weges zwischen meinen Beinen sitzt. Und wenn das dann nicht der Fall ist, werde ich auch schon mal grantig. Denn bei aller Liebe und Rücksicht, die ich gerne nehme: Irgendwo ist Schluss.
Deshalb liebe Hündinnenbesitzer/innen: Wenn eure Hundedamen Besuch von Tante Rosa haben, erspart doch bitte ihnen und euch den Stress und meidet Hunde-hochfrequentierte-Bereiche. Genießt die Auszeit und genießt die Zweisamkeit – hier werden immer alle ganz schmusig, wenn Madame läufig ist – und freut euch, dass ihr quasi „gezwungen seid“ eure Bindung zu vertiefen.
Bis bald, Kaddie & Mila (die den Leinenknast satt hat.)