Was macht eigentlich ein guter Hundefriseur?

Was macht eigentlich ein guter Hundefriseur?

Viele von uns gehen mit ihren Fellnasen zum Hundefriseur oder haben vor hinzugehen. Aber was ist wirklich wichtig und worauf muss man beim Friseurbesuch achten? Wir haben eine absolute Spezialistin gefragt, ob sie für uns einen Artikel zu dem Thema schrieben kann. 

Wir freuen uns sehr, dass Franziska Knabenreich (feingemacht) uns diese tollen Infos gegeben hat.

Was macht eigentlich ein guter Hundefriseur?

Hallo! Ich bin Franziska Knabenreich und ich bin Hundefriseurin. Viele Leute staunen oft, wenn ich erzähle was ich beruflich mache. Denn Hundefriseur ist heutzutage immer noch ein seltener Beruf und ist auch mit gewissen Klischees behaftet. Ein Beruf, der eigentlich gar keiner ist, denn anders als beim Menschenfriseur gibt es für den Hundefriseur keine anerkannte oder offizielle Ausbildung. Das ist ein riesen Problem, denn es gibt keine Standards im Umgang mit den Tieren und ihrem Fell. Es gibt verschiedene Friseur-Schulen, aber auch deren Ausbildungsprogramm ist keinen festen Richtlinien unterlegen. So lernt man in einigen Friseurschulen eigentlich nur Abscheren, während man in anderen Schulen eine komplette Ausbildung über Rassen, Fellstrukturen und Schnitt-Techniken bekommt.

Die Gefahr beim Hundefriseur

Da der Hund ja vom Gesetz her nur eine Sache ist, wird bei dem Beruf Hundefriseur auch keinen Wert auf Richtlinien oder Standards gelegt. Wenn ein Hundefriseur einen Hund mit der Schere oder Schermaschine verletzt wäre es also höchstens Sachbeschädigung. Es gibt leider, wie in jeder Branche, auch bei den Hundefriseuren vielen schwarze Schafe. Mangelnde Fachkenntnis, veraltete oder stumpfe, ja sogar rostige Geräte und fehlendes Einfühlungsvermögen sollten einen guten Hundefriseur NICHT auszeichnen. Manche Hunde werden sogar schwer verletzt beim Friseur. Ich werde oft von Hundebesitzern aus ganz Deutschland angeschrieben, die in ihrer Nähe einen Hundefriseur suchen und mich um Rat fragen, ob ich einen guten Friseur empfehlen könnte. Aber was genau ist denn ein guter Hundefriseur? Zeichnet er sich nur dadurch aus jede Rasse nach Rassestandard zu frisieren? Nein, es gehört schon mehr dazu als alle Rassen perfekt schneiden oder trimmen zu können.

Die richtige Beratung

Man sollte Einfühlungsvermögen für den Hund und seine Besitzer haben. Gerade Leute, die mit ihrem Hund zu ersten Mal zu einem Hundefriseur gehen sind oft aufgeregt und haben von diesem Prozedere überhaupt keine Ahnung. Natürlich sollte ein guter Friseur sofort erkennen um welches Fell es sich handelt und wie man dieses Fell richtig pflegt. Ein Informationsgespräch und das Abklären der Erwartungen ist hier sehr wichtig. Ich erkläre meinen Kunden beim ersten Mal alles ganz genau. Was genau ich mache, welche Werkzeuge ich verwende, ob gewaschen werden sollte oder nicht. Ich erkundige mich auch immer nach der „Geschichte“ des Hundes, ob er Probleme mit irgendetwas hat oder schlechte Erfahrung bei einem anderen Friseur gemacht hat. Je mehr Informationen ich als Friseur habe, desto besser kann ich die Gesamtsituation einschätzen. In der Regel sind die Hunde dann recht entspannt auf meinem Tisch. Bei sehr ängstlichen Hunden nehme ich mir besonders viel Zeit, denn hier ist der erste Eindruck und die ersten Erfahrungen für den Hund besonders wichtig. Das richtige Gespür ist hier sehr wichtig. Der Friseur muss entscheiden, wann ein Besitzer bleiben darf und wann es besser für den Hund ist, wenn der Besitzer geht.

Schönheit liegt im Auge des Betrachters

Nicht jeder Besitzer will seinen Rassehund perfekt haben, Manche wollen den Bart länger oder kurzer, die Beine dicker oder dünner haben. Ich kläre vorher gerne jedes Detail ab. Bei Mischlingen ist es umso spannender, denn da liegt es am Friseur den Charakter des Hundes zu erkennen und den geeigneten Look für den Hund zu finden. Ich finde jeden Hund auf seine Weise schön. Es hat aber jeder Hundefriseur seine eigene Handschrift. Ich kann sehr ordentlich arbeiten, aber genauso darf bei mir auch mal ein freches Haar am Kopf oder ein Irokese stehen bleiben. Ich persönlich bin kein großer Freund von Hundeausstellungen oder Shows. Ich habe schon einige Kunden gehabt, die mit einem bildhübschen Rassehund auf eine Show gegangen sind und nicht gewonnen haben. Ich finde auch Modelwettbewerbe bei Menschen nicht wirklich toll. Wer schreibt denn vor, was schön und was nicht schön ist? Es gibt nun mal Menschen die finden ihren abgeschorenen Hund schön. Und andere wiederum lassen keine Schere an ihren Hund. Ich persönlich mache bei meiner Arbeit nur Dinge, die mir selber gefallen. So kommt es auch, dass ich keine Pudel pudelig schneide. In diesem Fall verweise ich dann auf Kollegen von mir, die das gerne und gut machen. Ich habe mich eigentlich schon auf Mischlinge und den Freestyle-Look spezialisiert. Natürlich kann ich auch Rassestandards, aber gerade bei den Mischlingen ist es doch viel interessanter zu sehen, was man aus diesen Hunden rausholen kann.

Fragen über Fragen

Zum Schluss möchte ich euch eigentlich nur eines raten. Fragt dem Hundefriseur zu dem ihr gehen möchtet Löcher in den Bauch. Wie er arbeitet, welches Werkzeug er verwendet. Welche Pflegeprodukte er auf eurem Hund anwendet, wie lange es dauern wird etc. Aprospos Zeit. Es grenz an Tierquälerei einen Hund stundenlang auf den Tisch stehen zu lassen. Ich arbeite maximal 90 Minuten an einem Hund. Manchmal, je nach Rasse auch ein paar Minuten länger. Was ich in dieser Zeit nicht schaffe muss in einem neuen Termin gemacht werden. Denn für mich zählt in erster Linie der Hund. So hat eben jeder Hundefriseur seine eigene Arbeitsweise. Erfrag alles, was ihr wissen wollt und schaut euch die Räumlichkeiten und Geräte genau an. Wenn ihr dort ein gutes Gefühl habt ist das das Wichtigste. Wenn ihr euch dort nicht wohl fühlt, solltet ihr euren Hund auch nicht zu diesem Friseur bringen. In diesem Sinne wünsche ich euch viel Spaß bei der Fellpflege!

feingemacht

 

Fotos: Christof Mattes, Sam Khayari & Franziska Knabenreich