Silageballen sind kein Fotoatelier!

Silageballen sind kein Fotoatelier!

Wer kennt sie nicht – die tollen Schnappschüsse und Fotos, wie der eigene Vierbeiner hoch oben auf einem Heuballen thront? Solche lustigen Bilder machen sich toll im Familienalbum oder als Handyhintergrund und immerhin können die 5 Minuten ja niemanden stören – oder?

Sie gehören jemandem

Leider sieht die Wahrheit ein bisschen anders aus: Erst einmal gehört das Feld auf dem Heuballen und Co. stehen jemandem – höchstwahrscheinlich dem Bauern. Um an den Ballen zu gelangen, betreten wir also unerlaubterweise ein fremdes Grundstück. Das ist wie wenn jemand einfach in unseren Garten käme, weil wir einen so schönen Teich haben. Solange die Hunde und Menschen keine Verunreinigungen (wer mag schon Hundehaufen oder Pipi in seinem Getreide fürs Müsli?) oder Schäden (umgeknickte Halme, Löcher im Boden etc.) hinterlassen, nehmen die meisten Bauern einen kurzen Aufenthalt zähneknirschend hin.

Etwas anderes gilt allerdings bei den sogenannten Siloballen – das sind die großen, in Folie gepackten Ballen, die in kleinen oder größeren Gruppen auf den Feldern stehen. Dass das Gras in Folie gewickelt ist hat einen wichtigen Grund: Durch die luftdichte Verpackung entsteht ein Gärungsprozess, der erst nach 6 Wochen abgeschlossen ist. Während dieses Prozesses verändert sich, durch Milchsäurebakterien die Zucker in Säuren umwandeln, der pH-Wert – es entsteht ein konserviertes Futtermittel für Nutztiere.

Kleine Schäden - fatale Folgen 

Springt nun unser Vierbeiner Fido auf den Ballen, verletzt er mit seinen Krallen die dünne Plasikhaut. Ein kleines Loch, das für den Bauern und seine Tiere verheerende Folgen haben kann. Durch das kleine Loch gelangt Luft in den Ballen, der Gärungsprozess kann nicht mehr stattfinden und Bakterien können sich vermehren. Der Ballen fängt an zu schimmeln oder reichert sich mit Botulinum-Bakterien (Clostridium botulinum) an. Wird die Silage nicht als „bedenklich“ erkannt, kann es passieren, dass sie verfüttert wird. Die Nutztiere nehmen die Botulinum-Bakterien oral auf und oft endet der daraus resultierende Botulismus nach einem Leidensweg tödlich für das Tier.

Sind viele Tiere betroffen kann das den Bankrott für einen Bauern bedeuten. Aber auch wenn der Ballen als „unbrauchbar“ aus dem Verkehr gezogen wird, entstehen dem Bauern z.T. hohe Kosten: Er muss neues Futter dazukaufen, obwohl er für das Futter ja bereits bezahlt hatte. Ein einziger Ballen ernährt eine Kuh übrigens etwa 5 Tage! Also: Wenn „euer Bauer“ so lieb ist und es duldet, dass ihr auf seinem Gelände umherstreifen dürft, dann bitte(!) nehmt Rücksicht und bleibt weg von Silage Ballen. Das gleiche gilt natürlich auch für Fahr- und Schlauchsilos.

Und – mal ganz ehrlich: Es gibt doch deutlich hübschere Fotokulissen als komische Plastikballen, oder?

Bis Bald Kaddie & Mila (die lieber auf Bäume klettert.)

silageballen