Mit dem Hund im Geschwindigkeits- und Adrenalin-Rausch

Review vom Schlittenhunderennen in Kunrau

Mit dem Hund im Geschwindigkeits- und Adrenalin-Rausch

Vom 5. – 6. März 2016 stand in Kunrau (Sachsen-Anhalt) ein spannendes Rennen für uns Zughundesportler an.

Gestartet werden durfte in diversen Klassen. Vom Canicrosser  über die Bikejörer (mit je ein oder zwei Hunden) und  Dog-Scooter (mit je ein oder zwei Hunden) bis hin zu den Wagengespannen (ab 3 Hunde).  Viele denken immer, dass man nur den Zughundesport betreiben kann, wenn man mit Huskies losdüst. Dem ist aber nicht so. Bei diesem und vielen anderen Rennen sind sowohl reinrassige Huskies, Malamuten – aber auch andere zieh- und laufwütige Rassen und Mischlinge am Start gewesen.  Beim Sprint-Rennen (kurze Kilometerdistanzen)- wie beispielsweise in Kunrau - sind die reinrassigen Huskies in der Regel sogar langsamer als ihre rassefremden Gegner.  Warum das so ist? Huskies sind auf  Mitteldistanz- oder Langstrecken in Alaska an der vordersten Front. Auf kürzeren Sprint-Strecken (bis ca. 40 km) haben aber heutzutage meist die europäischen Schlittenhunde (Hounds) oder andere sportlich geformte Mischlinge und Rassen höhere Chancen. Deswegen werden auch die reinrassigen Huskies und Malamuten gesondert in ihrer eigenen Klasse gewertet. So sieht man unter den Hundeteilnehmern der offenen Klasse nicht nur Hounds, sondern auch Australian Shepherds, Weimaraner, langbeinige, große Doggen und andere Vertreter. Eine bunte Mischung. 

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Aufgeregt sind wir am Freitag mit unserem seit einigen Monaten durchtrainierten 2-er Gespann und unseren Vereinsmitgliedern vom Mushing Schleswig Holstein e.V. in Kunrau eingetroffen, um am Wochenende zwei spannende Renntage zusammen zu erleben.  Nach der Ankunft am Freitag durften alle Teilnehmer die Strecke schon mal ohne Hund ablaufen, um die Kurven und Streckengegebenheiten kennen zu lernen. 4,3 km vergehen schnell, wenn die Hunde einen auf Speed über die Strecke ziehen. Das Ganze ohne Hunde abzumarschieren, dauert dann doch deutlich länger. Fazit: völlig ohne seine Hunde kilometerweit durch den Wald zu spazieren fühlt sich falsch und einsam an.  Zudem erwarteten uns noch beleidigte Schnuten, weil wir ohne sie spazieren waren, während sie im Auto warten mussten.  ;) Nachdem wir unsere Startzeiten für den nächsten Tag ausgegeben bekamen, ging es zurück zur Unterkunft. 

Los ging es am Samstag mit den Canicrossern, welche sich durch ein Zuggeschirr mit ihrem Hund und mit ihrem eigenem Körper verbinden und dann so schnell wie möglich versuchen, die Strecke abzurennen. Je besser der Hund zieht, desto schneller der Canicrosser. Obwohl man hier hinzufügen muss, dass auch der beste und schnellste Hund nichts nützt, wenn der Canicrosser nicht körperlich fit und ausdauernd mitrennen kann.  ;) Nach den Scooter-Gespannen mit einem Hund, kam die Scooter-Klasse mit 2 Hunden an die Reihe. 

Trotz der Befürchtung, dass uns das als regnerisch angesagte Wetter viel Matsch und Nässe bescheren wird, hatten wir Glück. Die 4,3 km lange Strecke durch Feld und Wald war zwar etwas feucht, aber nur wenig matschig. Kaum etwas ist der größere Feind eines Hobby-Mushers als extrem tiefe Pfützen und tiefmatschige, stark rutschige Trails, die einem die Kontrolle über das Gefährt kosten können und schmerzhafte Stürze verursachen können. ;)

Es gibt allerdings auch Gespanne, die ihren Fahrer auch ohne rutschige Flächen zu Boden gehen lassen können. An diesem Wochenende hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, bei knapp 30 km/h vom Scooter zu knallen, da mein Hundegespann schlauer sein wollte als ich.  Während ich Ihnen das Richtungskommando nach links gab, wurde spontan stark nach rechts gezogen. Warum? Tja, die Strecke formte ca 1,5 km vor dem Ziel noch ein U. Nach links wäre die korrekte Strecke gewesen. Nach rechts wäre allerdings der sehr viel direktere und nähere Weg zum Ziel gewesen. Da meine zwei Rüden das Ziel und die Hunde-und Menschenmenge schon rochen und hörten, zogen sie – ganz nach Hundelogik,- da sie beim Abbiegen nach rechts nur noch wenige Meter zum Ziel hatten, - stark in diese Richtung. Da mein Scooter  aufgrund meiner gewünschten Richtung nach links in Widerspruch mit der Hunderichtung stand, war ein Sturz kaum noch ausweichlich. Und das kann echt weh tun. ;) Zughundesport ist leider nichts für Memmen. Ich wollte keine Memme sein.

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Und da ich noch völlig unter Adrenalin stand, hab ich mich fix vom Boden aufgerappelt und bin wieder auf den Scooter und zack – weitergedüst. Die Schmerzen wurden erst im Ziel wahr genommen. Schade, dass man durch den Sturz Zeit verliert. Denn hierum geht es immerhin auf den Rennen: Zeit und Schnelligkeit, während der Hund glücklich ausgelastet und im Renn-Modus über die Piste düst. Nach dem Rennen haben alle ihre Hunde natürlich erstmal betüdelt und mit Streicheleinheiten sowie einer Wässerung, Futter usw. nach der sehr guten körperlichen Höchstleistung verwöhnt. 

Nachdem man mit Vereinsmitgliedern und anderen Mushern noch gemütlich zusammenstand oder zusammensaß ging es wieder Richtung Unterkunft, um den Hunden etwas Ruhe zur Entspannung zu gönnen und um seine eigenen Wunden zu zählen. ;) Fit wollten wir alle auch am Sonntag sein, denn auch beim zweiten Rennen ging es um Zeit und darum sich ggf. gegenüber zum Vortag zu verbessern. Also wollten wir alle die besten Voraussetzungen, um Kraft für den nächsten Tag zu tanken. Der Sonntag beinhaltete den Checkout aus der Unterkunft und die deshalb etwas frühere Ankunft am Rennplatz. Je früher am Rennplatz, desto heißer werden die Hunde endlich an den Start gehen zu können. So tönte – wie schon gestern – aus vielen Richtungen lautes Geheul. Auch unsere Hunde schließen sich diesem Konzert gerne an. 

Da man vor jedem Startantritt seine Hunde noch mal ein paar Minuten rausholt und spazieren geht, damit sie sich noch in Ruhe lösen können (denn beim Rennen ist keine Zeit für kleine und große Geschäfte) ,war es ein schönes Phänomenen zu sehen, dass ca. 95% aller Zughundesportler mit ihrem Hund auf die gleiche Art und Weise Gassi gehen. Mit stramm gespannter Leine und einem ziehenden Hund. Eigentlich genau das, was man  üblicherweise in der Hundeschule versucht abzutrainieren.  ;)  Nun ist es ja so, dass wir Menschen über unsere Zughunde jubeln, uns freuen und sie mit Liebe und Fresschen verwöhnen, wenn sie uns mit energiereichem Ziehen über die Strecke bringen.  Ein Zughund ist ein Zughund ist ein Zughund. Dann eben auch beim Spazieren gehen. ;) Damit leben die meisten von uns. Ausnahmen gibt es natürlich – aber es ist die Minderheit. ;)

Die Rennzeit am zweiten Tag konnte von den meisten unserer Vereinsmitglieder sehr gut gehalten werden im Gegensatz zum ersten Tag. Wir haben dank weniger Probleme als am Vortag mit unserem 2er-Gespann noch eine klasse Zeit von 9:32 Minuten rausholen können.  Mit Potenzial nach oben. Dank der freundlichen Gastfreundschaft des Vereins, welcher das Rennen ausrichtete, der spannenden Strecke und den vielen lieben Zughundesportlern war dies ein rundum gelungenes Wochenende. 

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