Wenn dein Hund mit Mäusen Freundschaft schließt… - eine wahre Geschichte

Wenn dein Hund mit Mäusen Freundschaft schließt… - eine wahre Geschichte

Freundschaften sind immer etwas Besonderes. Unsere geliebten Vierbeiner haben nicht nur uns als Menschenfreund fürs Leben, sondern pflegen auch häufig untereinander feste Hundefreundschaften mit Ihren Spielkameraden oder Rudelmitgliedern.

Manche Hunde allerdings bauen durch ungewöhnliche Zufälle und Schicksale auch außergewöhnliche Freundschaften zu einer völlig anderen Tierart auf. Einer dieser Hunde ist Sadie - die Mäusekönigin - wie sie liebevoll von uns genannt wird.

Unsere Mischlingshündin Sadie war vor ungefähr drei Jahren mehrmals pro Woche bei ihrer lieben Hundesitterin, wenn Frauchen und Herrchen arbeiten mussten. Ihre Hundesitterin war nicht nur ein großer Hundefreund, sondern zusätzlich auch Halter von zwei großen Schlangenterrarien. Als Sadie eines Tages wieder morgens freudig zur Tür reinstürmte, blieb sie wie angewurzelt während ihres üblichen, morgendlichen Wohnungsrundum-Sturms vor dem Schreibtisch stehen..  Zu ihrer großen Freude befanden sich 6 wuselnde Mäuse in einer größeren, durchsichtigen Plastikbox. Mit aufgestellten Vorderpfoten auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch und mit wedelndem Schwänzchen verbrachte sie fortan jede mögliche Minute dieses Tages vor der Mäusebox. Als ich sie abends abholen wollte, kam mir niemand entgegengestürmt. Ich war perplex. Wo war meine freudig-stürmische Begrüßung, die ich sonst jeden Tag genoss? Erstaunt fand ich sie schwänzchenwedelnd vor der Mäusebox. Nachdem ich sie mit leicht beleidigten Tönen auf mich aufmerksam machte, kam sie endlich auf mich zu und führte mich fiepsend wieder zum "Mäuse-Kino". Ihre Hundesitterin erklärte mir belustigt, dass sie schon den ganzen Tag begeistert mit den Mäusen flirtete. 

Nungut, dachte ich mir. Sadie ist als Welpe mit drei Farbratten aufgewachsen, die schon vor ihrem Einzug bei mir wohnten. Die Bindung war damals zwischen Hund und dem Rattenrudel so stark, dass sie häufig zusammen im Hundekörbchen schliefen und im Wohnzimmer spielten (unter Aufsicht). Da sie nach dem Tod Ihrer Lieblingsratten für viele Tage sehr traurig wurde, habe ich mich schweren Herzens zum Wohle für ihr und mein Seelenheil gegen die Aufnahme weiterer Ratten entschieden. Das Sadie also eine Begeisterung für ratten-artige Tierchen weiterhin hatte, war anhand des Verhaltens gegenüber der Mäuse nicht zu übersehen. Also durfte Sadie unter meiner Aufsicht ihr Köpfchen in die Mäusebox stecken. Und da ging die Liebe erst richtig los.

Völlig happy über den Kontakt zu den wuseligen Mäusen konnte ich sie knapp eine Stunde nicht mehr von ihnen wegbekommen. Alle Mäuse wurden ausführlich und liebevoll durchgeputzt. Die kleinen, weißen Albino-Mäuse mit den roten Augen waren neugierig auf den Riesenfellberg mit großer Schnauze, der sich so viel und sanft mit ihnen beschäftigte. Sie strömten immer wieder freudig auf sie zu, genossen das Schlabber-Bad und genossen die sanften Schnauzenspielchen mit ihrer neuen Freundin. Nach einer Stunde nahm Sadie endlich mal wieder ihr Köpfchen raus und ich dachte erleichtert, dass wir nun endlich schön zum Auflauf raus können. Aber nein.. nachdem sie sich kurz ihrer Wasserschale zum Trinken zuwendete, stürmte sie gleich wieder zu den Mäusen. Ich muss sicher nicht erwähnen, dass es schwer war, aus der Wohnung zu kommen. ;) Jeden Tag folgte von nun an das gleiche Spiel. Sobald die Mäuse-Box bei der Hundesitterin geöffnet wurde, war Sadie bei Ihnen und die Mäuse wuselten ihr extra aus den Verstecken entgegen, um geputzt und bespielt zu werden. 

maeuse auf ruecken spaziergang

Nach einigen Tagen kam ich nach Feierabend wieder durch die Tür, um Sadie abzuholen. Mit leicht betretenem Gesicht fragte mich die Hundesitterin, ob ich nicht die drei Mäusemädchen, die seit einigen Tagen von den Schlangen abgelehnt werden, mitnehmen möchte. Ich war leicht perplex. Wie jetzt? Die kleinen Nager werden von den Schlangen abgelehnt? Nun, obwohl die Mäuse mitten im Schlangengehege rumspazierten, gingen sie einfach nicht mehr an diese Mäuse bzw. machten sogar einen Bogen um die kleinen Tierchen. Die Schlangenhalterin konnte sich das nicht so recht erklären. Lag es vielleicht daran, dass die Mäuse irgendwann zu extrem nach Hund rochen? ;)  

Während Sadie gerade wieder mit den Nagermädchen flirtete und ich hin- und herüberlegte …, ließ ich mich dazu breit schlagen, die kleinen Albinos mitzunehmen. Kaum jemand kann sich Sadies große Freude darüber vorstellen, dass die Mäuse jetzt bei ihr einzogen. Ich richtete den kleinen Fellknäueln ein schönes neues Zuhause  ein - natürlich unter den wachsamen und aufgeregten Blicken von Sadie. Danach wurde das kleine Gehege auf zwei niedrige Kartons im Wohnzimmer positioniert, damit Sadie immer direkt mit dem Kopf ins Mäuserevier eintauchen konnte, wenn ich es öffnete. Fortan waren die drei Mäusemädchen immer das Erste, was beim Nachhausekommen angesteuert wurde und unzählige Stunden belagert war. Ich war für die Fütterung und das Saubermachen zuständig - Sadie für die Unterhaltung, Spiel, Spaß und Fellchen-Pflege. ;) Die enge Bindung zwischen Hund und Maus ging sogar so weit, dass die drei kleinen Nager auf Sadies Fell hochkletterten und sie zusammen auf dem Hunderücken Rundgänge durch die Wohnung machten. Sieht sehr niedlich aus - aber … leider fand ab und zu die eine oder andere Maus mal Gefallen daran, von Sadie nach einer Weile abzusteigen, um auch mal die nähere Umgebung kennen zu lernen. War dann meistens nicht ganz so einfach, das abtrünnige Mäusemädchen wieder zu überreden in die kleinere Mäusebehausung zurück zu eilen ;). Wenn jedoch mal jemand ausriss, war Sadie immer zur Stelle, mir anzuzeigen, unter welchem Schrank der kleine Rumtreiber hockte. Meine Befürchtung, dass die Mäuse irgendwann mal langweilige Normalität für sie werden konnten, traf nie ein. Im Gegenteil: es gab noch eine Steigerung.

sadie beim spielen im gehege

Schon vor ihrem Dasein als Mäusekönigin war Sadie als passionierter Suchhund im wöchentlichen Training unserer Hundeschule. Die Suche nach Gegenständen war und ist ihre Leidenschaft. Nachdem sie über mehrere hundert Meter "verlorene" Gegenstände wie mein Handy, mein Portemonnaie, Autoschlüssel usw. schon im Schlaf aufspüren und zurückbringen konnte, kam mir eine Idee. Wenn Sadie ihre Mäuse schon so leidenschaftlich liebte, würde sie sicher auch die Suche nach Mäusen lieben. Meine Trainerin hatte die perfekte Idee, wie wir sie damit begeistern können. So wurde eine Lebendfalle für Mäuse umgebastelt und mit etwas Nistmaterial der heimischen Mäusebande gefüllt. Oberhalb der Lebendfalle bastelten wir eine kleine Trage-Kordel, so dass diese auch schön im Hundemäulchen nach erfolgreicher Suche zurück getragen werden konnte. Das war der Burner. Wie erwartet ging sie auf die Suche nach "ihren Mäusen" ab wie eine Rakete! Innerhalb von wenigen Momenten wurde im Eiltempo gesucht, gefunden und stolz die Mäusebox sanft vor meine Füße gelegt. Sie findet sie immer.. egal, ob wir die Lebendfalle noch im Sand oder unter Laub verbuddeln oder hoch in Sträucher hängen. Wir haben alle Schwierigkeitsstufen ausprobiert. :)

Noch heute ist Sadies Lieblings-"Gegenstand" beim Suchtraining ihre kleine Box mit dem Nistmaterial der Mäuse. 

Diese kleinen rotäugigen, weißfelligen Albino-Futtermäuse, welche mit ihren genetischen Nachteilen nur für die Schlangenfütterung verramscht wurden, sind in Sadies (und auch meiner) liebevoller Obhut mehr als 2,5 Jahre alt geworden. Die kleinen Racker waren Menschenhänden gegenüber eher schüchtern - aber absolut "Sadie-zahm". Für viele mag es kitschig anmuten, aber die Mäusemädchen waren Sadies Haustiere und gleichzeitig geliebte Freunde. Wer weiß, ob sie ohne diese große Hundeliebe der Schlangenfütterung entgangen wären? Da im Oktober letzten Jahres die Letzte der drei Mädchen eingeschlafen ist, war es eine zeitlang sehr ruhig im Wohnzimmer. Erst vor zwei Wochen haben wir uns nach längerer Überlegung dazu entschieden, wieder zwei Mäusemädchen ein neues Zuhause zu schenken. Die Hundeaugen glänzen seitdem wieder vor Freude bei jedem Anblick ihrer minikleinen Mitbewohner, welche schon erste Schritte auf Sadies Fell wagten. Die Mäusekönigin schafft es also wieder ihren Charme einzusetzen. :)

 maeuse auf ruecken spaziergang

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