SENIORENFUTTER? Eine Befindlichkeitsstudie...

SENIORENFUTTER?  Eine Befindlichkeitsstudie...

Eine dunkelgraue Wolke wabert seit gestern über meiner Hundemutti-Seele.

Es fing alles ganz harmlos an. Finley und ich waren bei unserer Tierärztin. Alles Routine: Impfen (jaaa, wir machen das), Wurmkur, Zeckenmittel. Während Frau Doktor Herztöne abhört, die Ohren kontrolliert, fragt sie beiläufig nach, wie alt mein Rüde denn jetzt sei.

„Er ist im Februar sieben Jahre alt geworden“, antworte ich.

„Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, ihrem Hund ein Seniorenfutter zu geben. Er kommt ja jetzt langsam in die Jahre“, fragt sie im Plauderton. Rumms, das sitzt.  

Ich gerate ins Stottern. NE, das geht doch nicht – alles in mir wehrt sich. Mich beschleicht eine diffuse Angst.

Ich muss zugeben, als alternden Hund habe ich mein vor Kraft strotzendes Tier noch nicht gesehen.

SENIORENFUTTER!!!!! Das klingt nach Ende, Gebrechlichkeit, dem nahen Ende – nein soweit bin ich noch lange nicht. Instinktiv umarme ich Finley und antworte so gar nicht souverän.

"Ähm, ne... der hat, ich meine, der ist aber noch total fit...äh, kernig, echt! Ist doch im besten Mannesalter.... Wir machen viel Sport.... Dummy, Radfahren, Joggen und so... der ist kein bisschen müde...."

Meine Tierärztin lächelt, legt ihre Hand beschwichtigend auf meinen Arm. „Natürlich und so wird es auch noch ganz lange bleiben.“ Sie klingt wie eine Kindergärtnerin, die ihrem Schützling auf das aufgeschlagene Knie pustet und sagen will, „Alles ist gut, es tut bald nicht mehr weh“.

Dann setzt sie nach. Bei Hunden in Finleys Alter würde sich der Organismus verändern. Sie wären irgendwann nicht mehr so aktiv, verbrauchten die zugeführten Kalorien nicht mehr und würden deshalb Fett ansetzen. Der Stoffwechsel ändere sich, man müsse aufpassen, dass die Nieren nicht überbelastet werden. Deshalb wäre ein ausgewogenes Seniorenfutter hilfreich. „Die Firma, die Sie jetzt füttern, hat so etwas bestimmt im Angebot.“

Nachdenklich gehe ich nach Hause, meinen schnüffelnden, nichtsahnenden, alternden (?) Hund im Blick.

Rein theoretisch hat sie ja recht, meine Tierärztin. Ich nehme es ernst, was sie mir sagt, vertraue ihrer Expertenmeinung.

Also fahre ich danach in die Futterhandlung und mache mich mal schlau. Unser Futterhersteller hat da Einiges für Senioren im Angebot. Verschiedene Sorten Fisch, Wild, Geflügel... darben müsste mein Kleiner nicht. Also kaufe ich zur Probe mal eine Zwei-Kilo-Tüte Wild mit Kartoffeln und Kräutern – klingt lecker. Trotzdem, irgendwie kann ich den Begriff Seniorenfutter gefühlsmäßig immer noch nicht mit meinem Hund zusammenbringen.

Während unseres Abendspazierganges treffen wir ein paar Freunde, zwei- und vierbeinige. Wir Menschen klönen. Ich entspanne mich und schaue Finley beim Spielen und Toben zu. Keine Spur von Müdigkeit oder Altersschwäche. Meine Zweifel am altersgerechten Füttern wachsen von Minute zu Minute.

Zuhause angekommen, steht mein Entschluss fest. Ich werde einen Versuch wagen, denn das Thema muss vom Tisch – so oder so. Die letzte Entscheidung liegt ohnehin bei Finley, der ist was Futter betrifft, nämlich ganz schön wählerisch. Also mische ich seinem Liebingsfutter eine Handvoll „Seniorenmüsli“ bei und schaue mal, was Finley dazu so sagt.

Finley läuft freudig auf seinen Futterplatz zu, stoppt unvermittelt. Skeptisch schnuppert er am Napf. Er sieht mich an. „Seniorenfutter? Echt jetzt“, scheint sein vorwurfsvoller Blick zu sagen. Dann legt er sich, ein wenig beleidigt wirkend, auf sein Kissen. Das Futter rührt er nicht an, den ganzen Abend nicht. Recht hast Du, denke ich mir.

Erleichterung macht sich in mir breit. Meine Tierärztin hat grundsätzlich sicherlich recht, mit allem was sie gesagt hat. Aber in Finleys Fall folge ich einfach mal meinem Bauchgefühl. Für Seniorenmüsli ist es noch viel zu früh. Ich werde es schon merken, wenn mein Süsser müde wird. Aber bis dahin genießen wir das Leben, unbeschwert und wild.

Beitrag von Birgit Jaklitsch, Goodfellows-Mensch-Hund-Coaching Blog

goodfellows senior gastbeitrag

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